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Gutes Heu für Pferde – weshalb ist es nur so schwer zu bekommen?

30. März 2025

Ob Husten, Verdauungsprobleme oder Leistungsabfall – die Ursache liegt oft im Heu. Dabei sollte es die gesunde Basis jeder Pferdefütterung sein. Warum gutes Heu trotzdem Mangelware ist und welche Gefahren in scheinbar „normalen“ Ballen lauern, zeigt dieser Beitrag.

Gutes Heu ist die Grundlage – und doch ein Problem

Für viele Pferdehalter ist es ein leidiges Dauerthema: sauberes, hochwertiges Heu zu finden, das wirklich zur Gesundheit der Pferde beiträgt. In der Theorie ist klar: Raufutter ist die Basis der Pferdeernährung. In der Praxis zeigt sich jedoch, wie schwer es ist, Heu in verlässlich guter Qualität zu bekommen – ganz gleich, ob man selbst lagert oder in einem Pensionsstall untergebracht ist.


Wenn Heu krank macht

Ein Beispiel aus dem Alltag: Mein Wallach Apollo entwickelte durch dauerhaft schlechte Heuqualität ein Equines Asthma. Die Diagnose war ein Wendepunkt. Denn obwohl wir bestes Mineralfutter, Ergänzungen und unterstützende Maßnahmen einsetzten – all das hilft wenig, wenn die Basis, das tägliche Raufutter, nicht stimmt.


Schimmel – sichtbar oder unsichtbar gefährlich

Ein besonders kritisches Thema: Schimmel im Heu. Viele Sporen sind nicht mit bloßem Auge zu erkennen, können aber erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen – vor allem an den Atemwegen.

Noch erschreckender ist die Reaktion mancher Stallbetreiber beim Füttern der Rundballen: „Wir nehmen die äußeren Schichten ab, der Rest ist gut.“
Doch genau das ist trügerisch. Schimmelsporen verteilen sich unsichtbar im gesamten Ballen. Das bloße Abschälen der äußeren Lagen beseitigt weder die Ursache noch das Risiko – es verschafft lediglich eine vermeintliche Beruhigung. Für empfindliche oder bereits vorgeschädigte Pferde kann diese Praxis fatal enden.


Hafer mit Schimmelpilzen – ein weiteres Risiko

Auch Hafer, der als Kraftfutter gerne ergänzend gefüttert wird, ist nicht immer unbedenklich. Oft finden sich auch hier unsichtbare Schimmelpilze oder Verunreinigungen, die ohne entsprechende Laboruntersuchung kaum auffallen – aber dennoch wirken.


Giftpflanzen im Heu – unsichtbare Gefahr aus der Wiese

Wolfsmilch im Heu

Je nach Region können bestimmte Pflanzenarten im Heu zu einem ernsten Problem werden. In Istrien etwa ist es die Wolfsmilch, die in vielen Wiesen natürlich vorkommt. Frisch auf der Koppel wird sie von Pferden meist gemieden – sie erkennen sie über Geruch und Geschmack. Doch getrocknet verändert sich das Aroma. Das Pferd kann dann nicht mehr unterscheiden, was schädlich ist – und frisst die Pflanze mit, ohne zu ahnen, wie giftig sie ist. Die Folgen reichen von Schleimhautreizungen bis hin zu schweren Verdauungsproblemen oder gar Vergiftungen.

Doch die Wolfsmilch ist nicht die einzige gefährliche Pflanze, die im Heu landen kann. Weitere No-Gos sind:

  • Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea)
    Besonders heimtückisch: getrocknet verliert es seinen bitteren Geschmack, bleibt aber hochgiftig und kann die Leber nachhaltig schädigen.
  • Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
    Bereits kleine Mengen sind für Pferde tödlich. Die toxische Wirkung bleibt auch im Heu bestehen.
  • Hahnenfuß (Ranunculus spec.)
    In frischer Form oft noch scharf und abschreckend, verliert beim Trocknen den unangenehmen Geschmack – die giftigen Stoffe bleiben jedoch erhalten.
  • Schierling (Conium maculatum)
    Kommt eher selten auf klassischen Heuwiesen vor, wächst aber gern an Bachläufen, Böschungen oder ungenutzten Flächen. Wird Schierling mitgeerntet, ist höchste Vorsicht geboten: Die Pflanze enthält starke Nervengifte und ist auch im getrockneten Zustand extrem gefährlich.
  • Farnarten (z. B. Adlerfarn)
    Der enthaltene Wirkstoff Ptaquilosid kann bei langfristiger Aufnahme zu Blutarmut und neurologischen Symptomen führen.

Diese Pflanzen sind teils regional sehr verbreitet und lassen sich nur durch sorgfältige Wiesenpflege und gezielte Mahd vor der Blüte weitgehend vermeiden. Besonders problematisch wird es, wenn in fremd eingekauftem Heu keine Kontrolle über die Herkunft und den Pflanzenbestand möglich ist.


Was gutes Heu wirklich ausmacht

Damit Heu seiner Rolle als Hauptnahrungsmittel für Pferde gerecht werden kann, sollte es folgende Kriterien erfüllen:

  • Frei von Giftpflanzen – keine Wolfsmilch, kein Jakobskreuzkraut, keine Herbstzeitlose etc.
  • Trocken und staubfrei – kein Schimmel, keine modrigen Stellen, kein Muff
  • Grünlich in der Farbe – nicht bräunlich, grau oder blassgelb
  • Angenehmer Geruch – frisch und leicht süßlich, niemals stechend oder dumpf
  • Strukturreich – langhalmiges, nicht zu feines Heu fördert die Kautätigkeit
  • Vielseitige Pflanzenzusammensetzung – artenreich und vielfältig, jedoch ohne giftige Kräuter
  • Sorgfältige Lagerung – trocken, luftig, vor direkter Bodenfeuchte und Licht geschützt

Verantwortung übernehmen – nicht blind vertrauen

Jakobskreuzkraut-war-im-heu

So bequem es manchmal scheint: Als Pferdebesitzer sollte man sich niemals ausschließlich auf die Aussagen von Heuverkäufern oder Stallbetreibern verlassen. Auch wenn diese oft überzeugt von der Qualität ihrer Ware oder Fütterung sind – nicht jeder verfügt über die nötige Fachkenntnis.

Viele Stallbetreiber stammen aus der klassischen Landwirtschaft, kennen sich mit Futter für Rinder oder Schafe bestens aus – doch Pferde haben andere Bedürfnisse, besonders was Atemwege und Verdauung betrifft. Auch Heuverkäufer handeln häufig nur mit der Ware, ohne zu wissen, welche Pflanzenarten enthalten sind oder ob das Heu wirklich pferdegerecht ist.

Gerade in bestimmten Regionen, etwa in Teilen des Auslands wie Istrien, fehlt oft schlichtweg das Bewusstsein für die Besonderheiten der Pferdefütterung.
Und das meist ohne böse Absicht – viele meinen es gut, wissen es aber schlicht nicht besser. Umso wichtiger ist es, nicht naiv zu vertrauen, sondern selbst zu prüfen.

Denn am Ende geht es nicht um Bequemlichkeit – sondern um die Gesundheit der Pferde. Lebervergiftungen, chronische Atemwegserkrankungen oder Koliken durch belastetes oder ungeeignetes Heu sind keine Seltenheit.

👉 Die Verantwortung dafür liegt letztlich immer bei uns selbst – als Halter, die ihre Tiere schützen möchten.


Warum ist gutes Heu eigentlich so schwer zu bekommen?

Die Ursprungsfrage bleibt berechtigt – denn obwohl das Wissen um gutes Heu längst vorhanden ist, scheint es in der Realität Mangelware zu sein. Warum eigentlich?

  • Wirtschaftliche Interessen:
    Heu wird oft nach Menge, nicht nach Qualität verkauft. Viele Anbieter setzen auf Masse statt Klasse – denn schneller, günstiger produziert bedeutet mehr Gewinn, auch wenn das zu Lasten der Tiergesundheit geht.
  • Unzureichende Lagerbedingungen:
    Nicht jedes Heu ist bei der Ernte schlecht – doch mangelnde Trocknung, schlechte Durchlüftung oder unsachgemäße Lagerung machen es später unbrauchbar. Der Schaden ist dann oft nicht mehr sichtbar, aber spürbar.
  • Unwissen und mangelndes Bewusstsein:
    Viele Landwirte, besonders in Regionen ohne Pferdetradition, wissen schlicht nicht, worauf es bei Heu für Pferde ankommt. Das ist kein Vorwurf – aber ein Fakt, der Pferdehalter*innen wachsam machen sollte.
  • Kaum Kontrolle:
    Anders als bei industriellem Tierfutter gibt es beim Heu keine verpflichtende Deklaration oder Qualitätsprüfung. Was am Ende im Ballen steckt, bleibt oft dem Zufall – oder dem Engagement des Käufers – überlassen.

Die Antwort auf die Frage „Warum ist gutes Heu so schwer zu bekommen?“ ist also: Weil viele Faktoren zusammenspielen – und weil es Aufmerksamkeit, Wissen und Konsequenz braucht, um echte Qualität zu erkennen und durchzusetzen.


Was Sie selbst tun können – Praxistipps für den Heukauf

Verlassen Sie sich nicht nur auf Worte – schauen Sie hin, fragen Sie nach, prüfen Sie selbst. Mit ein wenig Aufmerksamkeit und Vorbereitung lassen sich viele Risiken vermeiden. Hier einige Tipps aus der Praxis:

  • Wenn möglich: die Wiese vor dem Mähen anschauen.
    Vereinbaren Sie einen Termin mit dem Landwirt oder Verkäufer, bevor gemäht wird. So können Sie mit eigenen Augen sehen, welche Pflanzen dort wachsen. Fragen Sie gezielt nach: „Wächst hier Wolfsmilch, Jakobskreuzkraut oder Hahnenfuß?“ Wer die Wiese kennt, kann oft genau Auskunft geben – oder zeigt Ihnen die Fläche direkt.
  • Nur Heu kaufen, das Sie selbst geprüft haben.
    Wenn das Heu bereits gepresst ist: Unbedingt mehrere Ballen öffnen lassen – nicht nur einen! Achten Sie auf Farbe, Geruch, Struktur und mögliche Verunreinigungen oder Giftpflanzen.
  • Praktisch: große Laubsäcke mitnehmen.
    So können Sie – wenn das Heu passt – die geöffneten (loses Heu) Heuballen darin mitnehmen.
    👉 Wenn das Heu nicht passt, bleibt es einfach dort. Keine Verpflichtung, kein Risiko.
  • Machen Sie die Schnupperprobe.
    Gutes Heu riecht frisch, leicht süßlich und angenehm krautig.
    Muffiger, staubiger oder gäriger Geruch ist ein klares Warnsignal. Auch scharfe oder beißende Noten weisen auf Fehlgärung, Schimmel oder Schadstoffe hin.
    Achtung bei Geruch nach Waldboden! Was viele als „natürlich“ empfinden, kann in Wahrheit auf beginnende oder vorhandene Schimmelbildung hindeuten.
    Ihre Nase ist ein verlässlicher Ratgeber – nehmen Sie sich die Zeit zum Riechen!
  • Seien Sie ruhig genau – auch wenn es Ihnen „pingelig“ vorkommt.
    Vielleicht fühlen Sie sich unwohl dabei, beim Heukauf kritisch zu prüfen, viele Fragen zu stellen oder auf das Öffnen mehrerer Ballen zu bestehen.
    Stehen Sie darüber. Sie handeln nicht aus Misstrauen – sondern aus Verantwortung. Es geht um die Gesundheit Ihres Pferdes – und manchmal sogar um Leben oder Tod.
    Wer das versteht, wird Ihre Sorgfalt respektieren – und wenn nicht, ist es vielleicht ohnehin nicht der richtige Anbieter.
  • Im Zweifel: lieber nichts kaufen als das Falsche.
    Ein Pferd kann viel verzeihen – aber schlechtes Heu ist ein Risiko, das sich vermeiden lässt. Qualität geht immer vor Schnäppchenpreis oder Bequemlichkeit.

Tipp zum Schluss: Wer selbst produziert, hat den besten Einblick. Wer zukauft, braucht einen kritischen Blick. Denn Heu ist nicht einfach nur Heu – es ist Lebensgrundlage.

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